
Optometrisches Sehfunktionstraining (Funktionaloptometrie) beschäftigt sich mit Funktionsstörungen des beidäugigen Sehens.
Bereits in den 1920er Jahren erkannte der amerikanische Augenarzt Dr. Skeffington, dass Sehen mehr bedeutet als nur eine Sehschärfe von 100 % (Visus 1,0). Er beschrieb Sehen als ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Grundfunktionen, die wie Zahnräder ineinandergreifen.
Die vier Grundfunktionen des Sehens
👁 Augenbewegungen
Gleitende Folgebewegungen und exakte Blicksprünge sind entscheidend beim Lesen, Schreiben und Lernen. Schon kleine Störungen können hier zu stockendem Lesefluss, Auslassungen oder Anstrengungsbeschwerden führen.
🔄 Vergenzen
Die Fähigkeit, beide Augen exakt auf eine Entfernung auszurichten, sorgt für ein klares, fusioniertes Bild. Bei Störungen entstehen nicht immer Doppelbilder – oft aber Symptome wie Kopfschmerzen, Augenmüdigkeit oder Konzentrationsprobleme.
🎯 Akkommodation
Das „Scharfstellen“ auf Objekte – vergleichbar mit dem Autofokus einer Kamera. Besonders wichtig ist die Flexibilität beim Wechsel von Nah- auf Fernsicht (z. B. zwischen Bildschirm und Tafel oder Straße). Unflexible oder ungenaue Akkommodation führt zu Unschärfen, die nicht immer bewusst wahrgenommen, aber als anstrengend empfunden werden.
🧠 Visualisation
Die Fähigkeit, innere Bilder und Vorstellungen zu entwickeln – etwa vom eigenen Körperschema oder für eine zielgerichtete Augen-Hand-Koordination. Eine gute Visualisation ist die Basis für Orientierung, Feinmotorik und Lernprozesse.
Wenn das Zusammenspiel gestört ist …
Störungen in nur einem dieser Bereiche wirken sich auf das gesamte visuelle System aus. Typische Folgen sind:
- Schlechte visuelle Verarbeitung und Wiedergabe
- Ständig steigende Fehlsichtigkeiten
- Visueller Dyskomfort wie Augenbrennen, Lichtempfindlichkeit, häufiges Blinzeln oder schlechtes Sehen bei Nacht
✨ Ziel der Funktionaloptometrie ist es, diese Funktionsstörungen frühzeitig zu erkennen und durch gezielte optometrische Maßnahmen und Visualtraining zu verbessern.